Was versteht man unter „Indirekte Pflanzenschutzmaßnahmen“?
Die Standortwahl
Die Grundlage für eine gesunde Kultur ist stets ein gesunder Boden oder ein gesundes Substrat. Die Gesundheit des Bodens sollte man nicht nur aus biologischer Sicht betrachten. Auch die chemische Sichtweise ist wichtig. Die minimale Anwesenheit von bodenbürtigen Krankheiten oder Bodenschädlingen ist genauso zu beachten wie ein ausgewogener Gehalt an Mineralstoffen in der Bodenmatrix oder Nährstofflösung. Auch physikalischen Aspekte dürfen nicht vergessen werden. Den Gasaustausch zwischen der Wurzelzone und der Luft darüber wird durch
eine poröse Boden- oder Substratstruktur begünstigt.
Die Sortenwahl
Die Nutzpflanzensortenwahl sollte von ihrer Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten abhängen. Die über die Genetik verankerten Resistenzen sind dabei nicht der einzige Aspekt. Das Blattgewebe und die Zusammensetzung des Pflanzensafts sind von Sorte zu Sorte zum Beispiel sehr unterschiedlich und spielen eine Rolle bei der Entwicklung von Schädlingen oder Krankheiten.
Die Fruchtfolge
Die Fruchtfolge ist der wichtigste Einzelfaktor zur Beeinflussung der Verunkrautung. Er gehört zu den indirekten Maßnahmen.
Wenn die Fruchtfolge stark vereinfacht und im Extremfall bis zur Monokultur reduziert wird, werden voraussichtlich große Veränderungen in der Unkraut Flora eintreten. Eine ausgewogene Fruchtfolge allerdings fördert dichte, gesunde, stark beschattende und damit konkurrenzstarke Kulturpflanzenbestände.
Die Verunkrautung der Fruchtfolge wird beeinflusst durch verschiedene Faktoren:
- der unterschiedlichen Begünstigung des Auflaufens von Frühjahrs- und Herbstkeimern
- dem Wachstum und damit der Konkurrenzwirkung der angebauten Kultur in Abhängigkeit von der Vorfrucht
- dem Anteil konkurrenzstarker unkrautarmer Kulturen
- der standortgerechten Kulturartenauswahl in der Fruchtfolge, die besser Unkraut unterdrückt
Die Nährstoffversorgung
Kultivierte Pflanzen kann man mit bestimmten Anwendungen bereichern. Den Pflanzen können Organismen zugesetzt werden, die das Pflanzenwachstum fördern und die mikrobielle Zusammensetzung des Wurzelbereichs bereichern. Zu einem besseren Wachstum der Pflanzen werden nützlichen Mikroben eingesetzt, die zu einer systemischen Resistenz führen. Das Saatgut kann gebeizt werden, das ist eine wirksame Möglichkeit zur Anwendung der nützlichen Mikroorganismen bei Kulturpflanzen.
Die Resistenzzüchtung
Verschiedene Verfahren der Pflanzenzüchtung, die die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegenüber Schadorganismen erhöhen sollen nennt man Resistenzzüchtung. Vom Typ der Resistenz ist die Wahl des Züchtungsverfahrens abhängig.
Die klassische Resistenzzüchtung
Wenn man mit den verschieden Kombinationszüchtungverfahren, wie Kreuzungszüchtung und Hybridzüchtung arbeitet spricht man von
der „klassischen“ Resistenzzüchtung. Resistenzen, die nur auf einen oder wenigen Genen beruhen, sind monogene Resistenzen. Diese lassen sich durch Kreuzung und bei nachfolgender Prüfung der Nachfahren auf das Vorhandensein des relevanten Gens züchterisch bearbeiten.
Partielle Resistenzen nennt man Polygene Resistenzen. Sie lassen sich züchterisch nur schwer bearbeiten und werden daher seltener genutzt. Sie sind jedoch sehr viel dauerhafter, als monogene Resistenzen. Im Laufe des Züchtungsprozesses ist ihre züchterische Bearbeitung im Rahmen der Kreuzungszüchtung mit einem hohen Verlustrisiko der Resistenz verbunden.
Die „direkten Pflanzenschutzmaßnahmen“
Mechanische Maßnahmen sind Striegeln, Eggen, die Abflammtechnik oder das Abschneiden erkrankter Pflanzenteile
- Eine Egge ist ein landwirtschaftliches Bodenbearbeitungsgerät mit Zinken, die durch den Boden bewegt wird.
Sie kann die obere Bodenschicht lockern, Erdschollen zerkleinern, eine gute Krümelung für die Saatbettbereitung herstellen und Unkraut bekämpfen. Nach der Aussaat dient die Egge zur Einarbeitung des Saatgutes. Tiefer arbeitende Eggen können auch schon als Grubber bezeichnet werden, sehr leichte Eggen nennt man auch Striegel. - Eine praxisgerechte, wirtschaftliche und umweltschonende Alternative zur Wildkrautbeseitigung ist die Abflammtechnik. Auf chemische Mittel kann hierbei vollkommen verzichtet werden.
- Bei der Abflammtechnik wird die Pflanze nicht vollständig verbrannt sondern es handelt es sich um eine kurzfristige Erwärmung auf ca. 70 °C. Bei dieser Temperatur wird das Absterben einer ausreichend großen Zellenzahl in der Pflanze erreicht.
- Durch Propangasbrenner, die Wärme erzeugen, wird Hitze auf die Pflanzenoberfläche und somit auf die Pflanzenzellen geführt. Sie werden dadurch abgetötet. Der dadurch erzeugte rasche Temperaturanstieg, führt zu einer starken Ausdehnung der Zellflüssigkeit. Dadurch platzen die Zellwände. Das Zelleiweis gerinnt bei einer Erwärmung auf ca. 70 °C.
Die chemischen Maßnahmen – die Biozide
Biozide sind Substanzen und Produkte, die Schädlinge bekämpfen. Sie bekämpfen Insekten, Mäuse oder Ratten, aber auch Algen, Pilze oder Bakterien. Biozide werden in vielen Bereichen des privaten oder beruflichen Lebens eingesetzt. Sie finden Gebrauch zum Beispiel als antibakterielle Putz- und Desinfektionsmittel, Holzschutzmittel bis hin zum Mückenspray und Ameisengift.
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Die Biologischen Maßnahmen – der Nützlingseinsatz
Im ökologischen Landbau dienen Nutzorganismen wie Räuber, Parasiten oder Krankheitserreger von Insekten und anderen Schaderregern zur Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen. Pflanzenschutz bedeutet nicht nur möglichst auf chemische Pflanzenschutzmittel zu verzichten, sondern das ganze System zu betrachten. Dazu gehören die vielfältigen Wechselwirkungen von Pflanze, Boden und Klima. Die Nützlingsförderung im Freiland spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Es gibt es mittlerweile ein großes Spektrum an Nützlingen für den gezielten Einsatz. Sie schützen die Vorräte und dienen dem Pflanzenschutz im Freiland und im Gewächshaus.
Die biotechnischen Maßnahmen wie Schallimpulse, Lichtreize oder Pheromone
Im Gemüse- und Obstbau verwendet man oftmals Insektenschutznetze. Sie dienen als wirksame Barriere gegen Schädlinge und zählen zu den biotechnischen Pflanzenschutzmaßnahmen. Zum Abfangen von den Stamm heraufwandernden Schädlingen nutzt man oftmals auch Leimringe an Obststämmen. Die Befallsüberwachung geschieht bei den biotechnischen Pflanzenschutzmaßnahmen auch mit Fallen mit Fraßlockstoffen wie Saft oder Essig. Auch attraktive Farben wie Gelb- oder Weißtafeln helfen dabei. Durch die Beobachtung der Insektenfänge lassen sich dann die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen abschätzen. Auch die geeigneten Behandlungszeitpunkte lassen sich dadurch gut bestimmen. Duftstoffe nennt man auch Pheromone, mit denen kommunizieren Insekten miteinander. Es gibt einige Berichte, die die Anwendung von Pheromonen im biotechnischen Pflanzenschutz beschreiben. Es gibt Fallen zur Befallsmonitoring (Monitoring), es gibt Fallen zur Paarungsverhinderung (Dispenser) und Befallsreduktion (Verwirrtechnik).
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